Die Wärmequelle Erdwärme

Erdwärme oder Geothermie ist im Untergrund gespeicherte Wärme. Der Begriff «Geothermie» setzt sich aus dem griechischen «geo» (Erde) und «thermos» (warm) zusammen. Die Wärme stammt aus dem Zerfall natürlicher Radioisotope im Gestein der Erdkruste und aus dem Wärmeaustausch mit dem tieferen Erdinnern und ist damit unerschöpflich, also erneuerbar. Über 99% der Erde ist heisser als 1’000°C. Nur ein Tausendstel der Erdmasse – die obersten 3 km – ist kühler als 100°C.

 



 


Quelle: Geothermie-Schweiz

 

 

Zwei Bohrungen in 1'500-2'000 Metern Tiefe

In diesen «mitteltiefen» Bereich von rund 1'500-2'000 Metern stösst das Erdwärmeprojekt in Magglingen vor. Das im Untergrund vorhandene, warme Wasser wird angezapft und direkt für die Wärmeversorgung genutzt. Dazu sind zwei Bohrungen nötig. In einem ersten Bohrschacht wird das warme Wasser an die Oberfläche geholt, wo es in der Heizzentrale seine Wärme über einen Wärmetauscher an das Wärmenetz abgibt. Dadurch wird das warme Wasser abgekühlt und via zweiten Bohrschacht in den Untergrund zurückgegeben. Dieser Zyklus läuft unabhängig von Tages- und Jahreszeit und liefert konstant die benötigte Wärmeenergie.

 

Ähnliche Anlage in Riehen

Eine mitteltiefe Erdwärmeanlage ist in Riehen (BS) seit 1994 zuverlässig in Betrieb. In gut 1'500 Metern Tiefe wird dort das bis zu 67° C warme Wasser geholt, in ein Fernwärmenetz gespiesen und so für die Wärmeversorgung von rund 8'500 Personen verwendet. Aktuell existieren in der Schweiz mehrere Wärmeprojekte mit Bohrtiefen zwischen 1'000 und 3'000 Metern, zum Beispiel in Genf, Waadt und Basel-Stadt (Fernwärme Riehen). In Deutschland und Frankreich gibt es bereits zahlreiche solcher Anlagen.

 

Fragezeichen Untergrund

In der Schweiz ist über den Untergrund im Gegensatz zu zahlreichen anderen Ländern vergleichsweise wenig bekannt. Bei einem Erdwärmeprojekt muss daher auch damit gerechnet werden, dass die Ressource im Untergrund – das warme Tiefenwasser – unzureichend ist, um den Wärmebedarf zu decken. Insbesondere muss das Wasser in ausreichender Menge und Temperatur vorhanden und das Gestein durchlässig sein, um den Durchfluss zu ermöglichen. Man spricht in diesem Zusammenhang von Fündigkeit. Ist diese nicht gegeben, muss das Erdwärmeprojekt abgebrochen werden.

Am Jurasüdfuss gibt es einige vielversprechende Indizien, die auf ein grosses Erdwärmepotenzial für Magglingen schliessen lassen. So weisen zahlreiche Beispiele aus ähnlicher geologischer Lage – die Thermalbäder in Yverdon-les-Bains, Bad Lostorf und Schinznach-Bad, der Grenchenbergtunnel, der Basistunnel Hauenstein – das grundsätzliche Erdwärmepotenzial nach. Trotzdem sind weitere Untersuchungen des Untergrundes nötig, um diesen Nachweis auch für den Standort Magglingen zu liefern. Im Frühling 2023 sind im Rahmen dieser Untersuchungen breit angelegte Messungen durchgeführt worden. Die Ergebnisse liegen bis Anfang 2024 vor. Sind diese positiv, wird ein Bohrziel definiert.

Aufgrund dieser Fragezeichen in Bezug auf den Untergrund und die Verfügbarkeit der Ressource wird parallel zur Wärmequelle Erdwärme eine Alternative geplant. In Magglingen liefert in einem solchen Fall Holzenergie die benötigte Wärme.

 

Erdbeben sind sehr unwahrscheinlich

Bei einer mitteltiefen Geothermieanlage wie in Magglingen ist nicht mit Erdbeben zur rechnen. Für die Nutzung der Wärme wird lediglich das im Untergrund bereits vorhandene Wasser aus der Tiefe geholt. Im Tiefengestein wird kein Druck erzeugt.

 

 

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