Erkundung des Untergrundes

Über den Schweizer Untergrund ist im Gegensatz zu anderen Ländern wenig bekannt. Das hat verschiedene Gründe. So wurde in der Vergangenheit selten nach möglichen Vorkommen von Kohle, Erdöl und Erdgas gebohrt. Vereinzelte Beispiele von solchen Bohrungen gibt es jedoch, so auch wenige Kilometer südlich von Magglingen im Seeland. Eine 2'425 Meter tiefe Bohrung in Hermrigen wies vor fast 40 Jahren zwar kein Erdöl oder Erdgas nach, jedoch warmes Wasser, das für die Produktion von Wärmeenergie verwendet werden kann.


Der Jurasüdfuss bietet hervorragende Bedingungen für die Erdwärme.

Auch die Thermalbäder in Yverdon-les-Bains, Bad Lostorf, Schinznach-Bad und die Tunnelbohrungen für den Grenchenbergtunnel und den Hauensteinbasistunnel weisen auf ein generell grosses Wasservorkommen in bestimmten geologischen Schichten am Jurasüdfuss hin. Das liegt auch am für die Region typischen Kalkgestein, welches dank seiner porösen Eigenschaften generell einen guten Wasserdurchfluss ermöglicht – eine unabdingbare Voraussetzung für die Nutzung des Tiefenwassers.

Ein erstes geologisches Modell zeigt unterhalb von Magglingen mehrere Gesteinsschichten zwischen 1'500 und 2'000 Metern Tiefe, da hier mehrere Schichten aufeinandertreffen. Das Vorhandensein und die genaue Lage des vermuteten Wärmereservoirs können aber erst durch eine breite Untersuchung des Untergrunds bestätigt werden.

 

 

 

Die Untersuchungen rund um Magglingen

 

Die Untergrund-Untersuchungen in Magglingen wurden im Frühling 2023 durchgeführt. Für den Kanton Bern war es die erste Untersuchung dieser Grössenordnung für ein Erdwärmeprojekt. Neben der Standortgemeinde Leubringen/Magglingen waren auch Teile der Städte Biel/Bienne und Nidau sowie der Gemeinden Bellmund, Bühl b. Aarberg, Hermrigen, Ipsach, Kappelen, Orvin, Plateau de Diesse, Port, Sutz-Lattrigen und Twann-Tüscherz von den Messungen tangiert. Das untersuchte Gebiet umfasste eine Fläche von gut 30 Quadratkilometern an Land sowie 4 Quadratkilometern auf dem Bielersee.

 

Im gesamten Gebiet wurden etwa 2'700 Messgeräte – sogenannte Geophone – ausgelegt. Zum Einsatz gelangten drei Vibrofahrzeuge, davon ein leichteres für Messungen in besiedelten Gebieten. Sie erzeugten Wellen an mehr als 3'000 Messpunkten. Grösstenteils erfolgten die Messungen in der Nacht auf Landstrassen, Feld- und Waldwegen. Ein geringer Teil der Messungen betraf bewohnte Gebiete.


Ein Vibrofahrzeug in Aktion (Quelle: GEothermies)

 


Rückblick zum Ablauf der Messungen. Zunächst wurden bei den Grundeigentümern die Bewilligungen für die Platzierung der Messgeräte oder für die Vibration auf Privatstrassen eingeholt. Danach wurden die Messgeräte ausgelegt. Die eigentlichen Messungen im gesamten Untersuchungsgebiet dauerten rund drei Wochen. Nach Abschluss der Messungen wurden die Messgeräte wieder eingesammelt.


Eines von Tausenden von Messgeräten, sogenannten «Geophonen», die während der Untergrund-Untersuchung zum Einsatz kamen.

 


Ausserorts vor allem spätabends und in der Nacht auf Landstrassen, Feld- und Wagen im Einsatz: die Vibrofahrzeuge(Quelle: Hydro-Géo Environnement).

 

 

 

 

 

Bohrungen nicht vor 2026

Letztlich schafft nur eine erste Bohrung endgültig Klarheit, ob in der angepeilten Tiefe genügend warmes Wasser für die Nutzung vorhanden ist. Es beginnen die konkreten Arbeiten: Ein Bohrplatz wird eingerichtet und für die erste Explorationsbohrung vorbereitet. Die Bohrungen werden auf dem Platz vor dem Werkhof durchgeführt, wo später die Wärmezentrale aufgebaut werden wird.

Die Vorarbeiten und die effektive Bohrung dauern mehrere Monate und werden nicht vor 2026 durchgeführt. Ist das anvisierte Bohrziel erreicht, liegen erstmals effektive Messwerte wie Temperatur und Durchflussrate des Wassers vor. Bestätigen diese das Nutzungspotenzial, kann das Erdwärmeprojekt bis zur planmässigen Inbetriebnahme umgesetzt werden. Hingegen muss das Erdwärmeprojekt abgebrochen werden, wenn die geologischen Untersuchungen oder die erste Bohrung nicht die gewünschten Resultate nachweisen.

 

 

 

 Die weiteren Dossiers 

Erdwärme Erbeben? Fernwärme Holz  Klimaziele